Das Gemälde „Trauernder Evangelist Johannes“ von Deodato Orlandi ist ein herausragendes Beispiel der italienischen Renaissance. Geschaffen im 14. Jahrhundert, zeigt es Orlandis außergewöhnliches Talent in der Mischtechnik auf Pappelholz. Seine Fähigkeit, Trauer und Melancholie eindrucksvoll darzustellen, macht dieses Werk zu einem zeitlosen Kunststück.
Das Gemälde, datiert auf das Jahr 1367, war ursprünglich Teil eines mehrteiligen Altarbildes, dessen Herkunft heute unbekannt ist. Orlandi, der hauptsächlich in Genua wirkte, verband in diesem Frühwerk Elemente der italo-byzantinischen Ikonentradition – erkennbar an der grünen Untermalung der Fleischtöne und der Vergoldung des Mariengewandes – mit Einflüssen der zeitgenössischen Malerei aus Siena und Florenz.
Besonders bemerkenswert ist das Fragment des Gekreuzigten auf dem Tafelkreuz. Dieses könnte ursprünglich Teil eines etwa 5,30 Meter hohen Kreuzes gewesen sein, das möglicherweise für die Kirche S. Piero a Grado bei Pisa gefertigt wurde, wo Orlandi auch einen umfangreichen Freskenzyklus schuf. Solche gemalten Kreuze waren typischerweise in großen Kirchen über dem Lettner oder im Eingangsbereich des Chors zu finden.
Orlandi, der zwischen 1284 und 1315 als einer der bedeutendsten Künstler in Lucca und Pisa galt, konzentrierte sich vorrangig auf religiöse Motive. Seine byzantinischen Stilelemente und der Einfluss von Giotto prägten seine Kunst.
Ein weiteres bedeutendes Werk Orlandis sind die Fresken in der Kirche San Piero a Grado, die im Jahr 1300 von der Familie Caetani in Auftrag gegeben wurden. Diese Fresken zeigen unter anderem Porträts der Päpste von Petrus bis Johannes XVIII. (1303) und dreißig Tafeln mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Petrus sowie der Heiligen Paulus, Konstantin und Sylvester. Der obere Bereich illustriert die Mauern der Himmelsstadt, wobei diese Teile im Laufe der Jahrhunderte umfangreich restauriert wurden.