Lucas Cranach der Ältere, ein zentraler Künstler der sächsisch-mitteldeutschen Schule, prägte die Kunstlandschaft des 16. Jahrhunderts maßgeblich. Geboren am 4. Oktober 1472 in Kronach, erhielt er seine erste künstlerische Ausbildung von seinem Vater Hans Maler. Seine frühe Laufbahn zeigte seine Vielseitigkeit: Er arbeitete als Dekorationsmaler, Porträt- und Altarbildermaler, sowie als Holzschneider, Kupferstecher und Münzdesigner.
Cranachs Werke zeugen von einem beeindruckenden Realismus, der bereits früh in seiner Karriere bei den Höflingen seines Herrn Anerkennung fand. Seine detailreichen Darstellungen von Wildtieren in den Landschlössern Coburg und Locha spiegelten seine Begeisterung für die Jagd wider, ein Interesse, das auch von seinem Förderer, dem Herzog, unterstützt wurde.
Bereits vor 1508 schuf Cranach Altarbilder für die Schlosskirche zu Wittenberg, was ihn in direkte Konkurrenz zu Künstlern wie Albrecht Dürer und Hans Burgkmair stellte. 1508 erhielt er von seinem Herrn ein erbliches Wappen, eine große Ehre, die seine gesellschaftliche Anerkennung widerspiegelte. Dieses Wappen, eine geflügelte Schlange, wurde fortan zu seinem charakteristischen Markenzeichen auf seinen Werken.
Cranach war auch international tätig und porträtierte 1509 Kaiser Maximilian und den zukünftigen Kaiser Karl V. in den Niederlanden. Seine Beteiligung an den künstlerischen Darstellungen für das Gebetbuch Kaiser Maximilians I. im Jahr 1515 zeugt von seiner hohen künstlerischen Reputation.
Cranachs Beitrag zur Reformation war ebenso bedeutend. Er entwickelte spezifische protestantische Bildformen, die in den Illustrationen der ersten Lutherbibel und in polemischen Flugblättern wie „Der Himmelswagen und der Höllenwagen des Andreas Bodenstein von Karlstadt“ von 1519 zu sehen sind. Sein enger Kontakt mit Martin Luther beeinflusste viele seiner Werke, darunter das berühmte Lutherbildnis von 1520 und das Programmbild „Gesetz und Gnade“ von 1529.
Als ständiger Ratsherr, Kämmerer und Bürgermeister von Wittenberg war Cranach auch politisch aktiv und wurde 1528 als reichster Bürger der Stadt registriert. Nach der Gefangennahme Kurfürst Johann Friedrichs 1547 musste Cranach seinen Dienst als Hofmaler aufgeben. Er folgte seinem Herrn in die Gefangenschaft und zog 1550 nach Innsbruck und später nach Weimar, wo er 1553 verstarb.
Cranach hinterließ ein umfangreiches Werk, das Altarwerke, Wandmalereien, biblische und mythologische Historien, etwa 250 Holzschnittentwürfe und einige Kupferstiche umfasst. Sein formeller Stil beeinflusste die Kunst Mittel- und Ostdeutschlands in der Mitte des 16. Jahrhunderts nachhaltig. Seine Arbeiten, die sowohl Schönheit als auch tiefgründige religiöse und politische Themen erfassen, bleiben ein wichtiger Bestandteil der europäischen Kunstgeschichte.
Städel Museum, Frankfurt am Main Public Domain